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Allein im All -zuerst aber in Köln

Der Marsianer ist allein, lange, auf dem Mars. Und in 2001: Odyssee im Weltraum sieht es auch eher mau aus, was menschliche Gesellschaft für den Protagonisten angeht. Es geht um Menschen, die fernab der Erde unter eingeschränkten Bedingungen leben und arbeiten und zu überleben hoffen. Und das DLR schaut da jetzt auch genauer hin. Denn das alles hat durchaus einen realen Hintergrund. Geplante bemannte Marsmissionen können zwischen 500 und 900 Tagen dauern. Für solche Missionen wird die psychische und physische Belastbarkeit der Besatzung ein zentraler Forschungsgegenstand

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die Europäische Weltraumorganisation (European Space Agency, ESA) haben die achttägige Isolationsstudie SOLIS8 im :envihab durchgeführt, einer Forschungsanlage des DLR-Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin in Köln. Ziel war es, technische Abläufe und Verhaltensmuster unter kontrollierter Isolation zu untersuchen – als Vorbereitung für die geplante 100-Tage-Studie SOLIS100.

Sechs Personen (drei Frauen, drei Männer) lebten acht Tage in einem abgeschlossenen Modul mit festgelegtem Tagesrhythmus. Der Kontakt zur Außenwelt war stark reduziert. Vorgaben betrafen unter anderem Duschzeiten (zweimal fünf Minuten pro Woche), Ernährung aus haltbaren Vorräten sowie tägliches Training zur Aufrechterhaltung der körperlichen Belastbarkeit. Persönliche Gegenstände waren in Anzahl und Größe begrenzt – analog zu Vorgaben der Internationalen Raumstation ISS.

Körperfunktionen und Verhalten wurden kontinuierlich überwacht, unter anderem mit Fitnessarmbändern. Die Teilnehmer leiteten einfache medizinische Prozeduren eigenständig an, etwa Blutabnahmen durch eine Vorrichtung ohne Sichtkontakt. Kommunikation erfolgte über kurze Audio-Briefings. Eine medizinische oder psychologische Betreuung war im Bedarfsfall verfügbar, wurde aber möglichst vermieden.

Ziel der Studie ist es, systematisch Daten über die Auswirkungen isolierter Aufenthalte auf Gesundheit, Entscheidungsverhalten und Teamdynamik zu erfassen. Die Erkenntnisse sollen genutzt werden, um Auswahl, Schulung und Betreuung zukünftiger Besatzungen für Langzeitmissionen zu optimieren. Die Auswertung der erhobenen Daten läuft derzeit.

Im Gegensatz zur fiktiven Figur Mark Watney im Film Der Marsianer, der mit Improvisation und vor allem Kartoffelanbau auf dem Mars überlebt, ging es in der SOLIS8-Studie nicht um Extremsituationen, sondern um strukturierte Bedingungen unter wissenschaftlicher Beobachtung. Vielleicht für den Anfang auch besser so.

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