Nina Warken, CDU-Gesundheitsministerin (Von Steffen Prößdorf, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=87432892)
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CDU-Warken: THC-Ideologie statt CBD-Fachkenne

Cannabidiol, kurz CBD, ist kein Rauschmittel, sondern ein Wirkstoff aus der Hanfpflanze, der nicht high macht – und dennoch hilft. Studien zeigen, dass CBD wirksam sein kann bei Angst- und Schlafstörungen, chronischen Schmerzen und sogar bei einigen neurologischen Erkrankungen. Es bietet eine sanfte Alternative zu Benzodiazepinen, Opioiden oder Neuroleptika, die nicht nur abhängig machen können, sondern über Apotheken bezogen werden – selbst wenn CBD selbst dort gerade nicht lieferbar ist. Das ist der CDU egal.

Dass ausgerechnet diese Form der Versorgung nun ins Fadenkreuz der neuen Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) gerät, überrascht. Irgendwie. Aber irgendwie auch nicht. Nina Warken ist von Haus aus Volljuristin, Jahrgang 1979, mit abgeschlossenem Studium in Heidelberg und eigener Kanzlei. Und vielleicht hätte sie dort auch richtig gute Arbeit leisten und Menschen durch ihre berufliche Tätigkeit zufrieden machen können. Seit 2013 ist sie Mitglied des Bundestags, zuletzt Parlamentarische Geschäftsführerin der CDU/CSU-Fraktion, Generalsekretärin der CDU Baden-Württemberg und seit Mai 2025 nun Bundesgesundheitsministerin im Kabinett Merz.

Wie Merz hat auch sie keinerlei Erfahrung in der Führung einer Verwaltung.

Die fachfremde Ministerin betrat das Gesundheitsministerium als juristische Quereinsteigerin. Nach zwei Monaten hätte man nun hoffen dürfen, dass ihr möglich sein dürfte, sich in die Unterschiede zwischen CBD und THC sowie in die Versorgungslage eingelesen zu haben. Oder man hätte darauf hoffen können, dass sie vielleicht auch nur mit Fachleuten gesprochen hat. Hätte man hoffen dürfen. Hätte. Hätte. Fahrradkette.

Warkens Vorstoß: CBD-Kontrolle via Apotheke. Der Vorstoß: Schluss mit Online-Bestellungen und Lieferungen per Post für medizinisches Cannabis, einschließlich CBD. Stattdessen sollen Verschreibungen nur noch physisch in Präsenzpraxen erfolgen, mit Abholung in lokalen Apotheken. Die offizielle Begründung: Schutz vor Missbrauch, Scheinrezepten und bessere Aufklärung. Liberaler Markt ist Konservativen ja per se wesensfremd, Warken ist da kein Einzelfall. Der Staat soll es regeln.

Der Realitäts-Check zeigt jedoch: CBD ist in deutschen Apotheken derzeit nicht zuverlässig verfügbar – während es im Onlinehandel frei bestellbar ist. In mehreren Apotheken im Ruhrgebiet wurde dies erfragt, immer mit derselben Antwort: gibt es derzeit nicht in Apotheken lieferbar. Wer nun also die Onlineversorgung blockiert, nimmt Patientinnen und Patienten jede reale Möglichkeit, CBD zu kaufen. Außer man kann mal eben ins Ausland fahren und sich dort eindecken.

Warkens Vorstoß ist nicht medizinisch, sondern ideologisch motiviert: Hanffreiheit heißt Rauschfreiheit – egal, wie der Wirkstoff heißt. Bestimmt. Und die Ampel hatte doch THC teillegalisiert. Und das ist doch bestimmt genauso schlimm, dieses CBD. Ganz bestimmt. Das Bierzelt hat entschieden. Oder zumindest der Weinstand. Es ist Symbolpolitik: Die CDU-Gesundheitsministerin interessiert weniger die evidenzbasierte Wirklichkeit als das Bild vom Hanf. CBD wird ideologisch mit THC gleichgesetzt, obwohl klar ist: kein Rausch, keine Sucht, geringe Risiken. Dass dieser Unterschied fachlich bekannt ist, wäre für eine Ministerin erwartbar.

Die Konsequenzen für Patientinnen und Patienten sind gravierend: Wer Schmerzen mit CBD lindern möchte, muss bei einem Onlineverbot auf riskantere Alternativen ausweichen – etwa auf stärker wirksame Schmerzmittel mit höherem Nebenwirkungs- und Abhängigkeitspotenzial. Zugleich wächst der nicht regulierte Markt: Wer die Versorgung kontrollieren will, erreicht paradoxerweise das Gegenteil – eine unkontrollierbare Grauzone. Eine flächendeckende Versorgung über den Präsenzweg ist derzeit illusorisch.

Vielleicht sollte Warken sich auf den Kauf von Masken oder Ähnlichem fokussieren. Millionen in den Sand zu setzen, nimmt in ihrer Partei niemand einem übel, Kranke hingegen könnten zumindest alt sein. Und Alte wählen nun einmal überdurchschnittlich CDU.

Von einer fachkundigen CDUlerin im Gesundheitsministerium zu träumen, dafür braucht es dann doch wohl eher THC. Mindestens.

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