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Herzschutz durch Omega-3? Die Menge macht’s

Herzinfarkt und Schlaganfall gehören zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Seit Jahren gelten Omega-3-Fettsäuren aus Fischöl als mögliches Mittel, um das Risiko zu senken – doch viele Studien lieferten widersprüchliche Ergebnisse. Wieso? Eine neue Untersuchung aus Düsseldorf liefert nun eine Antwort.

Forscher der Heinrich-Heine-Universität und des Universitätsklinikums Düsseldorf konnten zeigen: Nur eine bestimmte Omega-3-Fettsäure, die sogenannte Eicosapentaensäure (EPA), entfaltet eine nachweislich schützende Wirkung – und das auch nur bei ausreichend hoher Dosierung.

In der Studie, veröffentlicht in Science Translational Medicine, konnte erstmals belegt werden: EPA hemmt gezielt die Aktivierung von Blutplättchen, die sonst zur Bildung gefährlicher Gerinnsel beitragen. Dadurch sinkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Die entscheidende Dosis: 4 Gramm EPA pro Tag, aufgeteilt in zwei Gaben.

„Wir konnten zeigen, welcher Mechanismus tatsächlich wirkt – und dass es dabei auf die richtige Zusammensetzung und Menge ankommt“, erklärt Studienleiter Prof. Dr. Amin Polzin.

Wie viel ist genug? Einordnung durch die EFSA

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) empfiehlt für Erwachsene täglich 250 Milligramm EPA und DHA (eine zweite Omega-3-Fettsäure) zur Unterstützung der normalen Herzfunktion. Für gezielte medizinische Effekte, wie zum Beispiel die Senkung von Blutfetten, nennt die EFSA jedoch 2 bis 4 Gramm pro Tag – also eine deutlich höhere Spanne.

Die Düsseldorfer Studie liegt mit 4 Gramm reinem EPA genau am oberen Ende dieser therapeutischen Empfehlung – und damit deutlich über dem, was viele gängige Präparate enthalten. Dass niedrig dosierte Mittel oft keine Wirkung zeigen, wird dadurch verständlicher.

Die EFSA ist eine unabhängige Institution der EU, die auf Basis wissenschaftlicher Daten Empfehlungen für gesunde Ernährung und Nahrungsergänzung ausspricht. Dabei unterscheidet sie:

  • Mindestmengen, die für alle gelten (z. B. 250 mg),
  • Therapeutische Dosen, die medizinisch wirken können (z. B. 2–4 g) und
  • Sichere Höchstmengen, die nicht überschritten werden sollten (max. 5 g EPA/DHA pro Tag).

Was heißt das?

Nicht jede Omega-3-Kapsel schützt automatisch das Herz. Entscheidend ist nicht nur die Art der Fettsäure – also reines EPA statt Mischpräparate –, sondern auch die Dosierung. Die neue Studie gibt klare Hinweise darauf, welche Menge tatsächlich wirkt, und ermöglicht so eine gezieltere Anwendung.

Originalpublikation:
Mourikis et al. (2025): Icosapent ethyl reduces arterial thrombosis by inhibition of cyclooxygenase-1–induced platelet reactivity, Science Translational Medicine.
https://www.science.org/doi/10.1126/scitranslmed.ado0610

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