
Chemtrails? (Foto: Sebastian Bartoschek/ Midjourney)
Kondensstreifen, keine Chemtrails: Was Jülicher Forschende jetzt herausgefunden haben
Sie ziehen wie feine Narben über den Himmel – und sind seit Jahren Projektionsfläche für eine der hartnäckigsten Verschwörungserzählungen unserer Zeit: Chemtrails, angebliche geheime Sprühprogramme von Flugzeugen.
Doch was wirklich hinter den weißen Linien steckt, zeigt jetzt eine neue Studie des Forschungszentrums Jülich: Mehr als 80 Prozent aller langlebigen Kondensstreifen entstehen gar nicht im wolkenfreien Himmel, sondern in natürlichen Eiswolken, den sogenannten Zirren.
Das ist wichtig – nicht nur, weil es der Realität der Atmosphäre gerecht wird, sondern auch, weil es erklärt, warum Kondensstreifen manchmal stundenlang bestehen bleiben: Sie „mischen“ sich in vorhandene Zirren ein, werden Teil dieser Wolkenschichten – und sind dadurch stabiler und sichtbarer. Kein geheimes Sprühprogramm also, sondern ein physikalisch gut verstandenes Zusammenspiel aus Feuchtigkeit, Temperatur und Strahltriebwerk.
Diese Kondensstreifen-Zirren haben tatsächlich eine Klimawirkung: Sie halten Wärmestrahlung zurück und tragen messbar zur Erwärmung bei – stärker sogar als die CO₂-Emissionen des Luftverkehrs. Genau deshalb will die Forschung künftig Flugrouten klimabewusster planen, damit weniger dieser langlebigen Wolken entstehen.
Was wir daraus lernen: Die Wahrheit ist – wie so oft – komplexer, aber auch spannender als jede Verschwörung. Hinter den Linien am Himmel steckt keine geheime Agenda, sondern ein weltweites Netzwerk aus Wissenschaft, Daten und Kooperation, das versucht, den Himmel selbst besser zu verstehen – und das Klima zu schützen.


