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Spielwissenschaft soll eigene Disziplin werden

In Deutschland spielen derzeit rund 37,5 Millionen Menschen digitale Spiele – so viele wie nie zuvor. Das entspricht etwa 59 % der Bevölkerung im Alter von 6 bis 69 Jahren. Seit 2020 ist die Zahl der Spielenden um etwa 9 % gestiegen. Besonders stark wächst der Anteil der über 60-Jährigen, der inzwischen bei 7,7 Millionen liegt.

Ein Zusammenschluss aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern spricht sich nun für die Etablierung einer eigenständigen Spielwissenschaft aus. In einem programmatischen Beitrag fordern sie, Spiele als ernstzunehmendes Forschungsobjekt zu behandeln – nicht länger nur als Gegenstand der Kultur- oder Medienwissenschaft. Der Text argumentiert, warum Spiele eine eigene Disziplin verdienen, was dafür notwendig ist und wie sich eine solche Wissenschaft institutionell verankern ließe.

Spiele als Forschungsobjekt
Digitale wie analoge Spiele beeinflussen Gesellschaft, Kommunikation, Arbeit, Bildung und Identität. Sie sind kein Randphänomen. Deshalb, so die Verfasser, müsse sich die Wissenschaft systematisch mit Spielen befassen – eben nicht nur als Nebenprodukt bestehender Fächer, sondern als zentrales Thema mit eigenem Erkenntnisinteresse.

Interdisziplinarität
Eine künftige Spielwissenschaft soll Brücken schlagen – zwischen Informatik, Medienwissenschaft, Psychologie, Pädagogik, Designforschung, Soziologie und mehr. Wenn nötig. Doch dabei soll es nicht bleiben: Die Spielwissenschaft müsse eigene Fragen formulieren, eigene Denkfiguren entwickeln und so zu einer echten Disziplin reifen.

Begriffsarbeit
Spiel, Spielmechanik, Gameplay, Game Design – Begriffe wie diese werden oft intuitiv oder widersprüchlich verwendet. Die Forscher fordern eine systematische und konsensfähige Terminologie, um Forschung vergleichbar und fruchtbar zu machen. Wer wissenschaftlich über Spiele spricht, braucht präzise Sprache.

Institutionalisierung
Es brauche Struktur, damit Spielwissenschaft mehr wird als ein loses Netzwerk: Studiengänge, Professuren, Tagungen, Zeitschriften, Forschungsinstitute. All das sei bisher nur punktuell vorhanden. Eine nachhaltige Verankerung in Hochschulen und Forschungseinrichtungen sei entscheidend für die Zukunftsfähigkeit des Feldes.

Methodenreflexion
Schließlich stellen die Forscher die Frage: Wie erforscht man Spiele eigentlich? Quantitative Ansätze, qualitative Verfahren, ethnografische Beobachtungen – viele Wege sind möglich, aber kaum systematisiert. Die Spielwissenschaft müsse ihre Methoden weiterentwickeln und kritisch reflektieren, um Anschluss an den wissenschaftlichen Diskurs zu halten.

Nun kann man sich fragen, wer eine Institutionalisierung bezahlen soll. Bevor man aber das Thema daran scheitern lassen möchte: knapp 24% der Deutschen sind katholisch, fast 60% spielen Spiele. Katholische Fakultäten sind etwas normales an Universitäten.

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