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Malle Antifa: Schlager, KI und linke Parolen

Mittlerweile nun ein Vinylprojekt: Malle Antifa, die musikalische Schlagerschmiede von Matze alias Kommando Internet erscheint demnächst auf pinkfarbener Schallplatte. Im Gespräch mit wahnsinnwissen.de erklärt Matze, wie es dazu kam, was er eigentlich macht – und warum sein Projekt zugleich als Party-Soundtrack und Szene-Kommentar funktioniert.

Mithilfe Künstlicher Intelligenz entstehen Matzes Lieder, aber dann doch nicht ohne menschliche Beteiligung. Die Texte stammen alle von ihm selbst, ebenso die Ideen für Stil, Arrangement und Aufbau. Die KI dient der Umsetzung – sie produziert, was vorher beschrieben und arrangiert wurde. „KI ist ein Werkzeug“, sagt Matze. „Die nimmt dir keine Kreativität ab, sie verlängert nur deine Reichweite.“

Diese Haltung zieht sich durch das gesamte Projekt. Matze sieht sich nicht als „Künstliche-Intelligenz-Aktivist“, sondern als Bastler. In anderen Projekten spielt er in einer Punkband oder arbeitet als Grafiker. Malle Antifa entstand, weil er ausprobieren wollte, wie weit sich Ballermann-Ästhetik und linke Parolen kombinieren lassen. Der erste Song sei als Gag gedacht gewesen. Die Reaktionen – zwischen Lachen, Wut und Verwirrung – gaben den Ausschlag, weiterzumachen.

Seine Texte sind überzogen, teils absurd, und zitieren linke Slogans, wie sie seit Jahrzehnten auf Transparenten stehen. Besonders einprägsam: „Du hasst die Demokratie – dann geh doch“ oder irgendwie alles aus „Scheine schmeißen“. Die Songs sind eingängig. Inzwischen, so Matze, habe sich eine Routine entwickelt. Die Songs seien zwar bewusst überzeichnet, aber eben nicht ohne inhaltliche Absicht.

Kritik kam von verschiedenen Seiten. Erwartbar. Und auch von Wahnsinnwissen so prophezeit: Rechte störten sich an der politischen Botschaft, Linke an der Form. Musikerinnen und Musiker äußerten sich skeptisch gegenüber KI – oder, so vermutet Matze, ärgerten sich, weil sie die Idee nicht selbst hatten. Der Vorwurf, seine Musik sei nicht „handgemacht“, kümmert ihn wenig. „Ich glaube, das ärgert nur, weil es funktioniert.“

Dass sein Projekt polarisiert, ist gewollt. Matze beschreibt sich als links, aber nicht dogmatisch. „Ich bin kein autonomer Linker mehr. Ich bin eher linksliberal und habe Spaß an Reibung.“ Seine Kritik richtet sich ebenso gegen Verbohrtheit in der Szene wie gegen moralische Vereinfachung.

Viel Meinung bei wenig Wissen sei ein Problem, ebenso wie der Verlust von Selbstironie. Gesellschaftlicher Diskurs brauche weder Dauermoral noch Verweigerung, sondern eine Fähigkeit zum gemeinsamen Denken – auch bei Widerspruch.

Der physische Tonträger – limitiert auf 300 Exemplare, 100 davon in Pink – ist für ihn kein Rückgriff auf Nostalgie, sondern ein weiterer Testballon. Was damit passiert, sei offen. Wie mit dem gesamten Projekt. „Ich mache das, was rausmuss. Und wenn es niemand hören will, kommt das Nächste.“

(Das volle Gespräch: im Podcast und als Video)

Ein Kommentar

  • Alexandra

    Ein großartiges Projekt. Die Idee erinnert mich skurrilerweise irgendwie an Zeal and Ardor, wo Black Metal und Gospel vereint wurden. xD Das linke Slogans und Malle Mukke so gut passen hätte ich nicht gedacht, aber feiere es nun sehr. Mich würde interessieren, ob Matze sich langfristig vorstellen könnte, dass es irgendwann auch mal Live Shows geben könnte. Porcupine Tree und Frog Leap waren früher auch mal rein fiktive Projekte von denen es mittlerweile Konzerte gibt.

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