
Zeckenschutz – 5 Irrtümer, die deinem Tier schaden können

Tierärztin Karoline Paschos erklärt im Gespräch mit Wahnsinnwissen, warum viele beliebte Methoden zur Zeckenabwehr bei Hunden und Katzen wenig bringen – und welche Risiken mit falschen Mitteln verbunden sein können. Und was wirklich hilft.
1. Bernsteinketten
Bernsteinketten sollen Zecken durch statische Aufladung oder ätherische Öle fernhalten. Beides lässt sich weder plausibel begründen noch belegen. Zecken nehmen ihre Wirte vor allem über Wärme und Kohlendioxid wahr. Ein minimaler Reibungseffekt im Fell reicht für keinen Schutz.
Die Vorstellung, dass Zecken sich bei statischer Aufladung „abstoßen lassen“, basiert auf Annahmen ohne wissenschaftliche Grundlage. Auch wenn Bernstein beim Erwärmen riechen kann, ist das für Zecken kaum wahrnehmbar. Die Ketten sind optisch auffällig, aber medizinisch wirkungslos.
2. Kokosöl und Kreuzkümmelöl
Beide Öle gelten als natürliche Alternativen zu gängigen Präparaten. Kokosöl enthält Laurinsäure, Kreuzkümmelöl basiert auf Einzelbeobachtungen. Beide Stoffe zeigen im Labor begrenzte Wirkung – doch im Alltag lässt sich eine wirksame Konzentration am Tier kaum erreichen.
Kokosöl müsste regelmäßig in großen Mengen aufgetragen werden, um Wirkung zu entfalten – was im Alltag kaum praktikabel ist. Kreuzkümmelöl wurde in einem Schulversuch getestet, aber nie unter realistischen Bedingungen. Die Wirkung bleibt in der Praxis nicht zuverlässig nachweisbar.
3. Knoblauch
Knoblauch wird häufig als Hausmittel gegen Zecken empfohlen. Doch für Hunde und Katzen ist Knoblauch giftig. Bereits geringe Mengen können die roten Blutkörperchen schädigen. Eine dämpfende Wirkung auf Zecken ist nicht belegt – die Risiken überwiegen den möglichen Nutzen.
Das im Knoblauch enthaltene Allicin kann bei Tieren zur Zerstörung von Blutzellen führen. Schon rund 5 g Knoblauch pro Kilogramm Körpergewicht reichen für toxische Effekte. Viele Halterinnen und Halter wissen nicht, wie schnell eine vermeintlich harmlose Menge gefährlich werden kann.
4. Keramikhalsbänder mit Mikroorganismen
Diese Produkte sollen durch eingebrannte Mikroorganismen das Tier stärken – und so Zecken fernhalten. Das klingt technisch, ist aber nicht belegbar. Ob Mikroorganismen das Brennen bei 1000 °C überstehen und durch Wasser reaktiviert werden können, ist stark zu bezweifeln. Hersteller behaupten, die Vitalität des Tieres werde durch sogenannte „effektive Mikroorganismen“ gestärkt. Diese befinden sich angeblich in kleinen Perlen aus gebrannter Keramik. Eine tatsächliche Wirkung konnte bislang weder nachgewiesen noch nachvollziehbar erklärt werden.
5. Freiverkäufliche Zeckenmittel
Günstige Halsbänder oder Sprays aus dem Handel enthalten oft Duftstoffe statt wirksamer Insektizide. Im Gegensatz dazu müssen tierärztliche Präparate Wirksamkeit und Verträglichkeit nachweisen. Ohne belastbare Studien bleibt der Schutz oft unklar – oder schlicht ausbleibend. Wirkstoffe wie Lavandinöl oder Geraniol sind in vielen frei verkäuflichen Produkten enthalten. Ihre Wirkung ist schwach und kurzzeitig. Im Unterschied dazu sind verschreibungspflichtige Präparate dosiert, geprüft und auf bestimmte Tierarten abgestimmt – das senkt auch Nebenwirkungen.
Empfehlungen für einen wirksamen Zeckenschutz
1. Absuchen nicht vergessen
Zecken brauchen in der Regel 24–48 Stunden, um Krankheitserreger zu übertragen. Wer sein Tier nach dem Aufenthalt im Freien gründlich absucht, kann viele Infektionen verhindern – gerade bei Katzen, die regelmäßig durch Büsche und hohes Gras streifen.
2. Wirksame Mittel verwenden
Spot-on-Präparate, Tabletten oder tierärztlich empfohlene Halsbänder bieten verlässlichen Schutz. Sie enthalten geprüfte Wirkstoffe, die entweder abtötend oder abschreckend wirken. Die Auswahl sollte auf das Tier, die Lebensumstände und mögliche Nebenwirkungen abgestimmt sein.
3. Tierärztlich beraten lassen
Jedes Tier reagiert anders – und nicht jedes Mittel ist für jede Katze oder jeden Hund geeignet. Ein Gespräch mit der behandelnden Tierärztin oder dem Tierarzt hilft, individuell passende Produkte zu finden und gefährliche Fehlanwendungen zu vermeiden.
4. Auf mögliche Symptome achten
Wenn das Tier nach einem Zeckenbiss schlapp wirkt, nicht frisst oder Fieber zeigt, sollte das ernst genommen werden. Auch blasse Schleimhäute oder Lahmheiten können Hinweise sein. Wichtig ist, den Tierärzten mitzuteilen, dass ein Zeckenbiss vorlag – auch wenn er Tage zurückliegt.
5. Region und Reiseverhalten bedenken
Reist ein Tier mit in zeckenreiche Regionen oder stammt es aus dem Mittelmeerraum, können andere Zeckenarten und Krankheitserreger relevant sein. Auch in Deutschland breiten sich neue Arten aus – das verändert die Anforderungen an Schutz und Diagnostik.
Verweise und Links
🎧 Gespräch mit Tierärztin Karoline Paschos im Bartocast
📄 Skeptix-Artikel zu den fünf häufigsten Mythen beim Zeckenschutz
📄 Skeptix-Zusammenfassung mit wissenschaftlichem Hintergrund zum Bartocast

