
Künstliche Intelligenz in der Anwendung – drei Beispiele aus NRW
KI kommt in Deutschland an. Endlich. Die Debatte hierzulande hängt oft hinterher – in ihrer Einschätzung der Möglichkeiten ebenso wie bei den Risiken. Wenn überhaupt über KI gesprochen wird, dann meist vage oder verklärt. Umso erfreulicher ist es, dass konkrete Anwendungen zunehmen – gerade auch in der Forschung. Drei Beispiele aus Nordrhein-Westfalen zeigen, wie Künstliche Intelligenz heute schon sinnvoll genutzt wird: bei der Vorhersage von Enzymfunktionen in der Biochemie, beim Einsatz von Chatbots und Textmodellen in der Betriebswirtschaft – und bei lernenden Systemen in der industriellen Produktion.
1. Enzymfunktionen vorhersagen mit TopEC (Jülich/Düsseldorf)
Das Forschungszentrum Jülich und die Universität Düsseldorf haben eine KI entwickelt, die Enzyme besser versteht. Enzyme sind kleine Werkzeuge im Körper, die chemische Reaktionen steuern. Man kennt oft ihre Form – aber nicht, was sie genau tun. Hier hilft das System „TopEC“. Es kann aus der Form eines Enzyms vorhersagen, welche Funktion es hat. Möglich wird das durch eine KI, die räumliche Strukturen analysiert: Sie schaut sich Winkel und Abstände zwischen Atomen an und erkennt so Muster, die auf bestimmte Funktionen hindeuten.
Das System ist deutlich zuverlässiger als frühere Methoden. Es kann auch helfen, neue Enzyme zu entwickeln – zum Beispiel für Medikamente oder um CO₂ besser zu nutzen. In der Biotechnologie ist das besonders wertvoll. Denn je besser man weiß, was ein Enzym kann, desto gezielter kann man es in technischen Prozessen einsetzen. Die Ergebnisse wurden in Nature Communications veröffentlicht.
2. GenAI in der Betriebswirtschaft – realistisch bleiben (HHU Düsseldorf)
Die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf hat sich auf einer Tagung mit BWL und KI beschäftigt: Wie lässt sich Generative KI – wie ChatGPT – in der Steuerberatung, Buchhaltung oder Wirtschaftsprüfung nutzen? Klar: Solche Tools können Berichte schreiben, Informationen schneller aufbereiten oder Fragen von Mandantinnen und Mandanten beantworten. Sie sparen Zeit, wenn sie richtig eingesetzt werden.
Aber: Wer trägt die Verantwortung, wenn die KI sich irrt? Was ist mit dem Datenschutz? Und wie verändern sich Berufe, wenn Routineaufgaben automatisiert werden? Die Tagung „fact x profession“ versuchte, hier Orientierung zu geben. Fachleute aus Unternehmen und Hochschulen diskutierten gemeinsam. Das Ziel: weniger Buzzwords, mehr Praxis. Wer solche Systeme nutzt, muss nicht nur wissen, wie sie funktionieren – sondern auch, wo sie an ihre Grenzen stoßen.
3. Zeigen, was geht – KI in der Produktion (Fraunhofer ILT, Aachen)
Auf der Fachmesse „Laser World of Photonics“ in München zeigte das Fraunhofer-Institut für Lasertechnik (ILT) aus Aachen, wie Künstliche Intelligenz schon heute in der Industrie hilft. Ein Beispiel: Ein Reparatur-Roboter erkennt selbst, wo ein Metallteil beschädigt ist – und führt dann automatisch eine passgenaue Reparatur durch. Dabei kommt ein Laserverfahren zum Einsatz, bei dem neues Material Schicht für Schicht aufgetragen wird.
Ein anderes Projekt kombiniert einen Schweißroboter mit einer Virtual-Reality-Brille. So können Fachkräfte aus der Ferne eingreifen, wenn der Roboter Unterstützung braucht. Das spart Personal vor Ort und macht die Arbeit flexibler. KI hilft dabei, die Prozesse zu steuern, Fehler zu erkennen und Material effizient zu nutzen.

