
Wann der Markt auch im OP regelt
Wenn etwas nicht funktioniert, heißt es oft: Der Markt versagt. Doch vielleicht liegt das Problem nicht beim Markt selbst – sondern darin, dass man ihn gar nicht wirken lässt. Auch im Krankenhaus kann das Prinzip „Anreiz durch Vergleich“ funktionieren. Vorausgesetzt, man gestaltet es klug.
Die Studie: Was wurde untersucht?
Eine neue Studie aus Management Science untersuchte, wie das Design von Rankings und die individuelle Fähigkeit von Ärztinnen und Ärzten deren Einsatzbereitschaft beeinflussen. In einem kontrollierten Lab-in-the-Field-Experiment mit 352 Teilnehmenden – darunter praktizierende Ärztinnen und Ärzte sowie Medizinstudenten – analysierten die Forscher die Auswirkungen verschiedener Ranking-Systeme auf die Teamleistung.
Die Ergebnisse zeigen:
Rankings können die Leistung steigern, wenn sie so gestaltet sind, dass alle Teammitglieder durch Anstrengung ihren Rang verbessern können.
Was motiviert – und was demotiviert?
Die Studie zeigt: Ein gutes Ranking-System motiviert dann am meisten, wenn es viele Abstufungen gibt. Wer sehr gut ist, will ganz oben stehen. Wer noch nicht so weit ist, braucht erreichbare Zwischenziele. So hat jede und jeder das Gefühl: „Ich kann mich verbessern, wenn ich mich anstrenge.“
Ein Ranking motiviert nur dann, wenn es realistische Aufstiegsmöglichkeiten bietet. Wenn die oberste Stufe unerreichbar erscheint, sinkt die Anstrengung.
Status ist keine Schande
Statuskonkurrenz wird oft als toxisch dargestellt. Doch es geht nicht nur ums Ego – sondern um Transparenz. Rankings zeigen, wo man steht. Und durch best practice-Ansätze und kollegialen Support kann man dann gezielt die eigene Effizienz verbessern. Die Standpunktbestimmung ist nicht das Problem, sondern wenn, dann das, was man daraus macht.
In jeder Klinik gibt es stille Leistungsunterschiede. Ein Ranking macht sie sichtbar – und nutzbar.
Führungsauftrag: Was Kliniken daraus lernen können
Ranking-Designs müssen zur Fähigkeitsverteilung passen. Es gibt kein System, das für alle funktioniert. Stattdessen sind differenzierte Feedbackstrukturen erforderlich. Voraussetzung dafür sind saubere Daten, regelmäßige Rückmeldungen und Fortbildungsmöglichkeiten.
Fazit: Es geht auch ohne Boni
Geld war hier kein Faktor. Es geht um Status, Vergleich und Entwicklung. Die Aussicht auf Rangaufstieg reicht – wenn die Regeln fair sind.
Der Markt regelt. Auch weil er die Möglichkeit gibt, sich zu verbessern.
Originalstudie:
Huesmann, K., Ndiaye, Y., Waibel, C., & Wiesen, D. (2025). How the Design of Ranking Systems and Ability Affect Physician Effort. Management Science. https://pubsonline.informs.org/doi/full/10.1287/mnsc.2022.00990

