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Patientenverfügung Psyche: Niemand ist immun

Juni ist Men’s Health Month. Auf Social Media gibt’s Videos, Share Pics, Fitness-Tipps und gut gemeinte Aufrufe zur Vorsorge. Und das ist gut. Jeder 100. Tote in Deutschland tötet sich selbst. Dreimal so viele wie Verkehrstote. Mehr als ein Mensch pro Stunde. Drei Viertel davon sind Männer.

Psychische Gesundheit ist inzwischen ein Thema. Scheinbar. Man spricht darüber. In Podcasts. Auf Panels. In Ministerien. Aber wenn es wirklich passiert – wenn es jemanden im Umfeld betrifft – dann wird’s schnell leise. Und hilflos.

Was tun, wenn jemand nicht mehr erkennt, dass er krank ist? Wenn Entscheidungen getroffen werden müssen – aber nicht mehr getroffen werden können?

Die DGPPN, die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, hat jetzt etwas vorgelegt, das genau dort ansetzt: Eine Patientenverfügung für den Bereich der psychischen Gesundheit.

Damit können Menschen vorsorgen. Vorher aufschreiben, was passieren soll, wenn sie selbst es nicht mehr sagen können. Welche Behandlung sie möchten. Welche Medikamente. Welche Klinik.
Man kann festlegen, wie man mit einem eigenen Widerruf in der Krise umgehen will – etwa wenn man sagt „Nein“, obwohl man zuvor „Ja“ gemeint hatte.

Das ist vor allem für Menschen mit psychischen Vorerkrankungen wichtig. Aber grundsätzlich sinnvoll für alle. Denn niemand ist immun gegen Krisen. Auch nicht die, die sonst immer funktionieren. Niemand. Ist. Immun.

Die DGPPN stellt ausfüllbare Formulare zur Verfügung, eine allgemeinverständliche Einführung, Erläuterungen für Angehörige und Praxisempfehlungen für Ärztinnen und Ärzte. Die Materialien sind kostenlos und online abrufbar.

Alles nur kleine Schritte zur Enttabuisierung. Aber wichtige.
Denn auch heute werden sich wieder zwei Dutzend Menschen selbst töten.

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