
Windräder: Schönheit schützen, trotzdem Strom
Viele Menschen wünschen sich erneuerbare Energien – aber bitte nicht im eigenen Blickfeld. Was aber kostet es, Windräder und Solaranlagen so zu platzieren, dass sie möglichst niemand sieht? Eine neue Studie des Forschungszentrums Jülich zeigt: Der Wunsch nach Unsichtbarkeit hat seinen Preis – und der variiert je nach Anspruch erheblich.
Das Forschungsteam analysierte zunächst, welche Gegenden in Deutschland als besonders schön gelten und wo viele Menschen leben. Mithilfe von Kartierungstechniken berechneten sie, von welchen Orten potenzielle Energieanlagen aus sichtbar wären, und entwickelten Szenarien: Was passiert, wenn man Wind- und Solarparks aus dem Sichtfeld der schönsten oder dichtest besiedelten Regionen fernhält? Und was, wenn man sie überall versteckt?
Das Ergebnis: Wird nur auf landschaftlich reizvolle oder dicht bewohnte Regionen Rücksicht genommen, ändert sich an den Kosten der Energiewende kaum etwas. Anders sieht es aus, wenn Anlagen generell unsichtbar gemacht werden sollen – auch in weniger sensiblen Gegenden. Dann steigen die Systemkosten bis 2045 um bis zu 24 Milliarden Euro jährlich – das entspricht rund 38 % Mehrkosten.
Ermöglicht wurde diese Abschätzung durch die Reverse Viewshed Analysis – eine Methode, mit der berechnet werden kann, von welchen Punkten aus Infrastruktur sichtbar ist. Sie erlaubt eine vorausschauende Planung: Energieanlagen können dort errichtet werden, wo sie wenig stören – ohne den Ausbau zu behindern oder zu verteuern.
Bemerkenswert: Bei fossilen Großkraftwerken, Pipelines oder Tagebauen wurde selten gefordert, sie müssten „ästhetisch verschwinden“. Erneuerbaren Energien wird diese Erwartung hingegen oft entgegengebracht – ein kulturelles Spannungsfeld, das die Studie nun mit Zahlen hinterlegt.

