
Wurde das Gencluster in den rot markierten Bakterien ausgeschaltet, konnten sie kein Detergens mehr synthetisieren. Sie konnten sich dann nicht mehr so gut an die Oberfläche von Öltröpfchen anheften (links) wie normalerweise (rechts). Abbildung: AG Dörmann / Universität Bonn
Bakterium liefert Bio-Spülmittel zur Ölverdauung

Das Meeresbakterium Alcanivorax borkumensis hilft bei Ölkatastrophen – indem es Öl nicht nur frisst, sondern sich dabei mit einem selbst erzeugten Bio-Spülmittel behelfen kann. Eine neue Studie unter Leitung der Universität Bonn hat jetzt den genauen Syntheseweg dieses natürlichen Detergens entschlüsselt, das dem Bakterium das Anhaften an Öltröpfchen erlaubt.
Alcanivorax borkumensis lebt im Meer und gedeiht dort besonders gut, wenn Erdöl ins Wasser gelangt – etwa bei Tankerunfällen. Es nutzt die darin enthaltenen Alkane als Energiequelle. Doch da Öl und Wasser sich nicht mischen, braucht das Bakterium eine biochemische Brücke: ein Detergens, das es selbst herstellt. Dieses besteht aus Glycin und einer Fett-Zucker-Verbindung – ähnlich aufgebaut wie klassisches Spülmittel, mit einem fettlöslichen und einem wasserlöslichen Teil.
Forschende der Universitäten Bonn, Aachen und Düsseldorf sowie des Forschungszentrums Jülich fanden nun heraus, welche Gene für die Herstellung dieses Bio-Tensids verantwortlich sind. Inaktivierte Gene verhinderten die Haftung an Öl – und damit das Wachstum. Besonders bemerkenswert: Die beteiligten Gene konnten erfolgreich in ein anderes Bakterium übertragen werden, das daraufhin ebenfalls das Detergens produzierte.
Die Ergebnisse könnten künftig gezielt genutzt werden – etwa zur Entwicklung von Super-Bakterien für Umweltreinigungen oder zur mikrobiellen Herstellung chemischer Rohstoffe aus Erdölprodukten. „Das Detergens eignet sich auch für biotechnologische Anwendungen“, sagt Prof. Dr. Peter Dörmann von der Universität Bonn, Mitautor der Studie.
Die Forschung wurde durch DFG und BMBF unterstützt. Die Studie erschien in Nature Chemical Biology.

