
Digitalkompetenz-Studie: Leistungsunterschiede beim Geschlecht?

Wie gut sind Mädchen im Umgang mit digitalen Technologien? Genau das untersucht die internationale Bildungsstudie ICILS 2023. Der Name steht für International Computer and Information Literacy Study – eine Vergleichsstudie, die weltweit misst, wie kompetent Schülerinnen und Schüler im Umgang mit digitalen Informationen sind. Getestet wurden dabei Achtklässlerinnen und Achtklässler in verschiedenen Ländern, darunter auch Deutschland. Die Durchführung fand im Jahr 2023 statt und wurde im November 2024 erstmalig veröffentlicht. Die Studie ist daher aktuell für die Bildungsforschung ein wichtiges Instrument um einen Einblick in die digitalen Kompetenzen der genannten Zielgruppe zu erhalten. Von unserer Gastautorin Rowena Herlich.
Im Fokus stehen zwei Bereiche: Computer- und Informationskompetenzen (CIK) – also etwa das Suchen, Bewerten und Nutzen von Online-Informationen – und computerbasiertes Denken (CD), also das Erkennen von Mustern oder das Lösen technischer Probleme mithilfe von Code.
- CIK sind die Kompetenzen, um computerbasiert Informationen einzuholen, zu bewerten, zu erzeugen und zu kommunizieren, z.B. die Nutzung von Suchmaschinen, KI oder Datenbanken um Informationen einzuholen.
- CD sind hingegen Kompetenzen, die es braucht um computerbasiert Probleme zu identifizieren, zu bewerten und zu lösen, z.B. das Schreiben eines Codes.
Dabei wird von beiden Geschlechtern jeweils der Mittelwert in den erreichten Leistungen ermittelt. Anschließend wird der Unterschied in den Mittelwerten beider Geschlechter errechnet. Bei der Interpretation der Daten unterscheidet man, ob die Ergebnisse einen signifikanten Unterschied aufweisen und ob dieser ebenfalls praktisch bedeutsam ist. Da die ICILS-Studie große Stichproben aufweist ist ein statistisch signifikantes Ergebnis in den Unterschieden sehr viel wahrscheinlicher, als bei Studien die eine kleine Stichprobe aufweisen. Allerdings ist nicht jeder signifikante Unterschied auch praktisch bedeutsam. In der ICILS-Studie wurde daher eine Untergrenze bei der praktischen Bedeutsamkeit festgelegt. Die basiert auf dem sog. Cohens d für kleine Effektstärken (ICILS 2023, S. 27-28).
Die Ergebnisse zeigen, dass Mädchen bei den CIK in fast allen Ländern etwas bessere Ergebnisse aufweisen als die Jungen. Der Leistungsunterschied ist sowohl signifikant, als auch praktisch bedeutsam. In CD konnte hingegen kein Unterschied zwischen Mädchen und Jungen in den Leistungen ermittelt werden, der praktisch bedeutsam wäre. Die einzigen Ausnahmen waren zwei Ländern dessen Ergebnisse sich positiv für die Jungen auswirkten (ICILS 2023, S. 45-46).
Die Forschungslandschaft im Überblick
In den sozialen Medien wird immer häufiger auf perfide Weise Cherry-Picking betreiben, die Auswahl nur passender Daten zur Bestätigung der Meinung.. Im Namen der Wissenschaft wird dann versucht Frauen klein zu machen. “Eine Studie hat gezeigt, dass … “. Man könnte jetzt ebenfalls die ICILS-Studie dazu verwenden, die Gegenposition einzunehmen. Aber wenn ich dies täte, dann wäre ich erstens nicht besser und zweitens frage ich mich, wem das nützt. Daher lasst uns darüber reden, was hier die schlauere Lösung wäre: sich den aktuellen Forschungsstand anzuschauen.

