Wissen
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Den Konservativen sei Dank: Europa und die USA losen bei Batterien ab
Während Asien Batterien für morgen entwickelt, bleibt der Westen bei denen von gestern. Eine neue Studie der Universitäten Münster und Cambridge zeigt: China, Japan und Südkorea investieren längst in ganz neue Batterietypen, etwa Festkörperzellen oder günstigere Alternativen wie Natrium-Ionen-Technologien. Europa und die USA dagegen tüfteln weiter an den altbekannten Lithium-Ionen-Batterien herum – aus Gewohnheit, aus Vorsicht, aus politischer Trägheit. Die Forscher haben tausende Patente und nationale Innovationsstrategien ausgewertet. Ihr Befund: In Asien wird systematisch an zwei Fronten gearbeitet – Hochleistungszellen für große Reichweiten und einfache, günstige Batterien für breite Anwendungen. Im Westen dagegen dominiert der Versuch, das Bestehende ein bisschen besser zu machen. Technologische Besitzstandswahrung.
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Demenz: Was sie mit uns macht – und was wir über sie wissen sollten
In Deutschland leben rund 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenz. Die meisten von ihnen werden zu Hause betreut – oft durch ihre Angehörigen. Viele gehen diesen Weg, ohne vorbereitet zu sein. Autor André Kundernatsch war vier Wochen lang in dieser Situation. Sein Bericht, verbunden mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, zeigt, was Demenz für alle Beteiligten bedeutet. Der Alltag wird neu verhandelt André Kudernatsch pflegte im Januar 2025 seinen an Demenz erkrankten Vater. Nur für vier Wochen – aber diese Wochen reichten, um vieles zu verändern. Kleinigkeiten wurden zu Konflikten. Diskussionen über Kleidung oder Heizungsregler mündeten in stundenlange Endlosschleifen. Die Rollen kehrten sich um: Der Vater war nicht mehr der, der bestimmte.…
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Herzschutz durch Omega-3? Die Menge macht’s
Herzinfarkt und Schlaganfall gehören zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Seit Jahren gelten Omega-3-Fettsäuren aus Fischöl als mögliches Mittel, um das Risiko zu senken – doch viele Studien lieferten widersprüchliche Ergebnisse. Wieso? Eine neue Untersuchung aus Düsseldorf liefert nun eine Antwort. Forscher der Heinrich-Heine-Universität und des Universitätsklinikums Düsseldorf konnten zeigen: Nur eine bestimmte Omega-3-Fettsäure, die sogenannte Eicosapentaensäure (EPA), entfaltet eine nachweislich schützende Wirkung – und das auch nur bei ausreichend hoher Dosierung.
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Hitze stresst die Seele – Psychiatrie warnt zum Hitzeaktionstag
Wenn die Temperaturen steigen, gerät auch die Psyche unter Druck: Zum bundesweiten Hitzeaktionstag am 4. Juni 2025 warnt die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (DGPPN) vor den oft unterschätzten psychischen Folgen von Hitzewellen. Studien zeigen: Mit jedem Grad mehr steigt das Risiko für psychische Erkrankungen um fast ein Prozent. Auch Suizide und aggressive Zwischenfälle nehmen bei Hitze messbar zu. „Menschen mit psychischen Erkrankungen zählen zu den besonders gefährdeten Gruppen“, sagt DGPPN-Präsidentin Prof. Dr. Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank. Viele Betroffene können sich nicht ausreichend vor Hitze schützen – etwa durch soziale Isolation oder medikamentöse Einschränkungen. Auch Schlafprobleme, Reizbarkeit und Konzentrationsstörungen häufen sich bei hohen Temperaturen. Die DGPPN fordert deshalb: Städte müssen kühle…
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Wann der Markt auch im OP regelt
Wenn etwas nicht funktioniert, heißt es oft: Der Markt versagt. Doch vielleicht liegt das Problem nicht beim Markt selbst – sondern darin, dass man ihn gar nicht wirken lässt. Auch im Krankenhaus kann das Prinzip „Anreiz durch Vergleich“ funktionieren. Vorausgesetzt, man gestaltet es klug. Die Studie: Was wurde untersucht? Eine neue Studie aus Management Science untersuchte, wie das Design von Rankings und die individuelle Fähigkeit von Ärztinnen und Ärzten deren Einsatzbereitschaft beeinflussen. In einem kontrollierten Lab-in-the-Field-Experiment mit 352 Teilnehmenden – darunter praktizierende Ärztinnen und Ärzte sowie Medizinstudenten – analysierten die Forscher die Auswirkungen verschiedener Ranking-Systeme auf die Teamleistung. Die Ergebnisse zeigen:
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Zeckenschutz – 5 Irrtümer, die deinem Tier schaden können
Tierärztin Karoline Paschos erklärt im Gespräch mit Wahnsinnwissen, warum viele beliebte Methoden zur Zeckenabwehr bei Hunden und Katzen wenig bringen – und welche Risiken mit falschen Mitteln verbunden sein können. Und was wirklich hilft. 1. Bernsteinketten Bernsteinketten sollen Zecken durch statische Aufladung oder ätherische Öle fernhalten. Beides lässt sich weder plausibel begründen noch belegen. Zecken nehmen ihre Wirte vor allem über Wärme und Kohlendioxid wahr. Ein minimaler Reibungseffekt im Fell reicht für keinen Schutz.Die Vorstellung, dass Zecken sich bei statischer Aufladung „abstoßen lassen“, basiert auf Annahmen ohne wissenschaftliche Grundlage. Auch wenn Bernstein beim Erwärmen riechen kann, ist das für Zecken kaum wahrnehmbar. Die Ketten sind optisch auffällig, aber medizinisch wirkungslos.
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Schlaflos klug? Eher emotional instabil
Die Vorstellung hält sich hartnäckig: Wer die Nacht durcharbeitet, gilt als besonders leistungsbereit – ob in Krisenstäben oder Vorstandsetagen. Ene neue Studie des Forschungszentrums Jülich zeigt: Chronischer Schlafmangel verändert das Stressnetzwerk im Gehirn – und schwächt emotionale Kontrolle. Veröffentlicht im Fachjournal JAMA Psychiatry zeigt die Studie, dass bei Menschen mit dauerhaft verkürztem Schlaf funktionelle Netzwerke im Gehirn umorganisiert werden. Betroffen sind unter anderem der präfrontale Kortex und die Amygdala – also Regionen, die für Selbstregulation, Impulskontrolle und Emotionsverarbeitung zuständig sind. Statt flexibel zu reagieren, gerät das Gehirn schneller in Alarmbereitschaft.
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Replikation bei Insekten: Stabil ist anders
Wissenschaft lebt von Wiederholbarkeit. Ein Experiment, das unter ähnlichen Bedingungen erneut durchgeführt wird, sollte ähnliche Ergebnisse liefern – so sollte das sein. So läuft das in der Realität nicht immer. Dass sich viele Experimente nicht 1:1 wiederholen lassen, wird inzwischen als „Reproduzierbarkeitskrise“ diskutiert. Nun zeigt eine neue Studie: Auch Verhaltensexperimente mit Insekten sind davon betroffen.
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Vier Unis, ein Ziel: Genomtechnik
Genomforschung braucht Daten, Technik – und Verlässlichkeit. Mit dem Jahresbeginn 2025 wird das West German Genome Center (WGGC) von einem Projektverbund in eine gemeinsame wissenschaftliche Einrichtung überführt. Beteiligt sind die Universitäten Köln, Düsseldorf, Bonn und Aachen. Damit wird die technische Infrastruktur dauerhaft gesichert, die bislang in wechselnden Förderzyklen betrieben wurde. Das WGGC wurde 2019 als Kompetenzzentrum für „Next Generation Sequencing“ gegründet, einer Methode zur schnellen, hochauflösenden DNA-Analyse. Eingesetzt wird sie in der medizinischen Forschung, bei genetischen Erkrankungen, in der Krebs- und Alternsforschung, bei mikrobiellen Analysen, der Biodiversitätsforschung oder in der Pflanzenzüchtung. Seit 2024 wird das Zentrum durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW finanziell unterstützt. Die neue Rechtsform als…
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US-Terroranschlag: ‚Ich habe in Deutschland noch nie erlebt, dass jemand unsere Arbeit feindselig betrachtet‘
Am 17. Mai 2025 zündet ein 25-Jähriger eine Autobombe vor einer Kinderwunschklinik in Palm Springs. Er stirbt, mehrere Menschen werden verletzt. In seinem Manifest: eine nihilistische Weltanschauung, die sich gegen jede Form von Fortpflanzung richtet – und gegen das Leben an sich. Ein Einzelfall. Aber einer, der die Frage aufwirft: Wie sicher ist Reproduktionsmedizin in Zeiten ideologischer Radikalisierung? Dr. Sonja Wüllner ist Fachärztin für Gynäkologie mit Weiterbildung in gynäkologischer Endokrinologie und Reproduktionsmedizin. Gemeinsam mit ihrem Team betreibt sie die Wunschkinder-Praxis in Münster. Dort hilft sie Menschen, die auf natürlichem Wege nicht schwanger werden können. Ihre Reaktion auf den Anschlag: „Wenn so etwas in Deutschland passiert wäre, hätte es mich tief…